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Vierzehn Fragen,
die man einfach nicht (mehr) stellen sollte
- egal ob laut oder leise -

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Kein Eins: "Stell Dir vor, ich habe gerade mit einer Umgebauten gesprochen ......" Für mich klingt es, als käme jemand gerade aus dem Tuninglabor. Niemand ist eine Ungebaute. Man kann Autos umbauen, man kann Umbauungen bauen und man kann auch den Sprachfluss umbauen. Aber niemand ist eine Umgebaute. Sprachlich ist das blanker Nonsens, ganz abgesehen davon, dass man niemals Menschen wie Dinge behandeln kann.


Kein Zwei: "Hey, Du siehst ja fantastisch aus. Fast so wie ich, kein Unterschied!" Klar tu ich das. Und das ist schließlich ein Kompliment, das wir alle gerne hören. Aber letztlich ist es dadurch, dass es so ausgesprochen wird, zugleich eine Diskrimminierung. Und zuletzt für und beide nicht gültig.

Kein Drei: "Ab jetzt werde ich Dich voll und ganz als Frau akzeptieren." Das ist diese Endlosschleife der Verwunderung, die nicht geäußert wird sondern durch eine Pseudotoleranz erstickt wird. Gerade die ach so toleranten Kirchenlinken sagten das immer wieder und liessen mich letztlich doch im Regen stehen. Es kostet ja auch nicht, wenn sie voller Selbsthingabe an ihre eigene Toleranz sich beweihräucherten. Bei genauem Hinsehen war es hohler als jeder Konflikt und jede Auseinandersetzung, die wirklich gewagt wurde. Ein Echo ohne Wert, ohne menschliche Resonanz. Das Gefühl in einem Gefrierschrank zu sitzen, trifft die innere Gemütslage ziemlich genau. Und zugleich wird mir deutliche gemacht: a) mein Geschlecht muss im Vergleich zu allen anderen erst von anderen akzeptiert werden b) mein Geschlecht steht generell allen zur Disposition, sonst würde eine solcher Satz überhaupt keinen Sinn machen c) mein Geschlecht und was Du dazu dir vorstellst, wird erst wirklich, wenn Du es mir zusprichst d) weil du nicht-transsexuell bist, kannst du auch anderen das Geschlecht zusprechen, was Transsexuellen offensichtlich selber nicht möglich erscheint, sind sie doch Opfer ihrer selbst.

Kein Vier: "Ich akzeptiere Dich als Frau genauso gut wie ich es bei jedem anderen meiner Freunde tun würde!" Wow, was für ein Kompliment und eine Herausforderung. Besonders für Deine männlichen Freunde.

Kein Fünf: "Nein, ich hätte niemals geahnt, dass Du transsexuell bist!" Diese Worthülse wird normalerweise von einem Musterungsblick von oben nach unten begleitet, so als wäre man nun erst recht unter gesellschaftlichem X-Ray Body Check. Zudem wird es mit einer solchen Emphase ausgesprochen, als wolle man sich selber seiner Wahrnehmung entledigen, vora allem dann, wenn man zuvor zusammen Sex hatte. Es ist so, als hättest Du zum ersten Mal mit einem Eichhörnchen oder Alien geschlafen. Obwohl es Zehntausende von uns gibt, scheint die Tatsache, dass man unerkannt durchgehen kann, und dann noch bei Dir zugleich die Superausnahme zu sein. Eigentlich gehören wir nämlich in den Exotenzoo. Und schön, wenn es dann Ausnahmen gibt. Aber nicht wirklich.

Kein Sechs: "Wann hast Du Dich eigentlich dazu durchgerungen eine Frau zu werden?" Nun, wann ist das bei Dir passiertß Oh...sorry, ich vergaß: bei Dir ist das alles natürlich gewesen. Hmmm …

Kein Sieben: "Kannst Du eigentlich einen Orgasmus erleben?" Klar kann ich. Meistens sofort, wenn ich diese Frage höre.

Kein Acht: "Kannst Du eigentlich einen Orgasmus erleben?" MeinstDu einen männlichen oder einen weiblichen?

Kein Neun: "Kannst Du eigentlich einen Orgasmus erleben?" Oder meinst Du beides zugleich?

Kein Zehn: "Kannst Du eigentlich einen Orgasmus erleben?" Finde es heraus.

Kein Elf: "Ich bewundere Deinen Mut, diesen Weg bis zur OP zu gehen" Es braucht nicht viel, um sich bis zur Operation durchzukommen. Bei mir reichte es, ein paar Mal tief durchzuatmen, dann zählte ich laut von 100 zurück und ich fiel sofort in eine göttliche Ohnmacht. Es erschient der beste Schönheitschirug an meine Bett, der mich in Cinderella verwandelte. Als ich aus dem Koma erwachte, teilte mir die Putzfrau oberndrein mit, dass ich endlich im Lotto gewonnen habe und damit die zusätzlichen Kosten für die OP bezahlen kann. Während ich in Narkose war, habe ich von Dir geträumt. Vor allem, wie Du mir Fragen 7-10 immer wieder gestellt hast. Merke Dir: das Offensichtliche ist nie die Wahrheit.

Kein Zwölf: "Ich glaube dass es niemanden angeht, was Du zwischen den Beinen hast, es sei denn, wenn du mit ihm schlafen willst." Aber klar doch. Aber Du wirst genauso wie ich überrascht sein, wenn du erfährst mit welcher Obsession alle Menschen in diese Region forschen, sobald Du ihnen Dein Vorhaben mitgeteilt hast. Und alle schwören dir gleichzeiigt, dass dem nicht der Fall sein. Und egal was dazwischen ist, allein dass etwas sein könnte oder nicht sein könnte hat alle Phantasien beheizt. Es geht tatsächlich niemanden etwas an und damit offensichtlich alle. Aber lass uns darüber nicht reden.


Kein Dreizehn:"das braucht doch keiner zu wissen ... " Nein, brauchen sie auch nicht. Haben wir nicht alle unsere kleinen Geheimnisse. Kleine Indiskretionen inbegriffen. Komischerweise lassen sich aber die 18 Jahre zuvor und die Übergangzeit nicht einfach wegwischen wie von einer Schiefertafeln und irgendwie sind sie mir widerfahren. Sag mir, wie ich damit umgehen soll, sollen sie nicht mehr zu mir gehören.

Kein Vierzehntes "Seit wann war Dir klar, eine Frau zu sein" Wie hast Du es denn rausbekommen? Ach so, Brüste und Vagina. Also ich kann Dir auch ein paar nette bärtige junge Männer vorstellen, die mit diesem Equipment auf die Welt gekommen sind. Also das ist kein wirkliches Argument. Oder? Ich ahne Du wirst jetzt sagen, ich habe einfach diese innere Gewissheit. Das ist interessant, davon möchte ich mehr erfahren. Lass uns mal essen gehen ...

 
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